Unicef-Bericht : Immer mehr Gewalt gegen Kinder in Krisengebieten

Von Berthold Engelke


Foto: Mohammed Badra/dpa Zwei syrische Jungen laufen an zerstörten Häusern in Douma vorbei.


Süddeutsche Zeitung Home > Politik > Internationale Zusammenarbeit > vom 30.12.2019

  • Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Gewalt gegen Kinder in Krisengebieten nahezu verdreifacht, wie Unicef mitteilt.
  • Allein 2018 wurden 24 000 schwere Misshandlungen von Minderjährigen nachgewiesen.
  • Betroffen sind vor allem Syrien, die Demokratische Republik Kongo, Kamerun und Afghanistan.

Im vergangenen Jahrzehnt haben sich die nachgewiesenen Gewalttaten gegen Kinder in Krisengebieten einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef zufolge fast verdreifacht. Ein „tödliches Jahrzehnt“ für Kinder gehe seinem Ende zu, teilte die Organisation mit.

Seit 2010 seien insgesamt 170 000 schwere Misshandlungen von Kindern in Krisengebieten nachgewiesen worden – durchschnittlich 45 pro Tag. Darunter fielen zum Beispiel Tötungen, Verstümmelungen, sexuelle Gewalt, Entführungen oder Angriffe auf Schulen oder Krankenhäuser.

2018 wiesen die Vereinten Nationen 24 000 solcher Taten nach – fast dreimal so viele wie noch 2010, auch weil mehr für die Erfassung und Verifizierung der Taten getan wird. Die Zahl der Länder mit bewaffneten Konflikten sei die höchste seit der Annahme der Kinderrechtskonvention durch die Vereinten Nationen im Jahr 1989.

Laut Unicef wurden bei Konflikten allein im Jahr 2018 mehr als 12 000 Kinder getötet oder verstümmelt und dieselbe Zahl von Kindern anderweitig verletzt, etwa durch sexuellen Missbrauch oder bei Angriffen auf Schulen und Krankenhäuser. Kinder seien in Konflikt- und Kriegsgebieten Luftangriffen, Landminen, Raketen- und Artilleriebeschuss ausgeliefert. Im ersten Halbjahr 2019 zählte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mehr als 10 000 betroffene Kinder. Als besondere Krisenschwerpunkte nennt Unicef unter anderem Syrien, die Demokratische Republik Kongo, Kamerun und Afghanistan.

„Konflikte auf der Welt dauern länger, lösen mehr Blutvergießen aus und kosten mehr junge Leben“, sagte Unicef-Chefin Henrietta Fore. „Angriffe auf Kinder gehen unvermindert weiter, weil sich kriegführende Parteien über eine der grundlegendsten Regeln der Kriegsführung hinwegsetzen: dem Schutz von Kindern.“ Das Kinderhilfswerk rief zu einem besseren Schutz von Kindern in Krisengebieten weltweit auf.