Für die meisten Menschen sind wir nur Flüchtlinge

Von Berthold Engelke


Für die meisten Menschen sind wir nur Flüchtlinge. Ich habe meine Stadt, meine Familie, meine Arbeit und meine Persönlichkeit im Iran gelassen, um in Deutschland in Freiheit leben zu können. Ich würde alles dafür tun, dass jeder Mensch in Freiheit leben kann.

 

Ayla* (Name aus Schutzgründen geändert) wurde im Iran geboren. Ihre Familie: streng religiös und mit klarer Rollenverteilung. „Frauen und Mädchen im Iran haben nicht die Möglichkeit, das zu machen, was sie gerne möchten. Die Familie und die Regierung entscheiden darüber, was eine Frau machen darf und was nicht. Sie haben die Kontrolle“, erzählt Ayla*. Sie nimmt Teil am Projekt Mädchen. Machen. Mut., das sich an geflüchtete Mädchen und junge Frauen richtet und zum Ziel hat, sie für ihren weiteren Lebensweg psychosozial zu stärken.

Die Erfahrungen von Mädchen und Frauen, die fliehen mussten, unterscheiden sich von denen der Jungen und Männer. Sie sind sowohl während als auch nach der Flucht nicht nur für sich, sondern ebenso für ihre Kinder oder Geschwister verantwortlich. Mädchen und junge Frauen sind zudem geschlechtsspezifischen Risiken von sexualisierter Gewalt und Missbrauch ausgesetzt und haben zum Teil sehr belastende Erfahrungen machen müssen. Vor allem im Jugendalter befinden sie sich in einer großen Identitäts- und Rollenfindung, die durch aktuelle Lebensumstände und häufig große kulturelle Unterschiede besonders herausfordernd sein kann. Genau diesen Mädchen und jungen Frauen möchte das Projekt Mädchen.Machen.Mut. in ihren psychosozialen Bedarfen entgegenkommen.

Für Mädchen und junge Frauen wie Ayla und ihre jüngere Schwester ist das Projekt Mädchen.Machen.Mut. ein Ort, an dem sie gemeinsam mit Gleichaltrigen psychosoziale, stärkende Maßnahmen gestalten. Dies geschieht in einer großen Bandbreite von Aktivitäten, die von Fachkräften psychosozial begleitet werden. Das können naturpädagogische Tätigkeiten wie der Anbau eines eigenen Gemüsegartens sein oder die Gestaltung eines Rückzugsraums für Mädchen. So sollen die Mädchen und junge Frauen Erlebtes verarbeiten können, Bestätigung und Halt finden sowie gestärkt in die Zukunft blicken. „Meiner Meinung nach sollten mehr Aktivitäten mit einer Gruppe in meinem Alter stattfinden, auch nicht eingeschränkt auf diese Unterkunft – wir müssen offener denken und handeln. Wir sollten eine Atmosphäre schaffen, in der wir uns nicht mehr einsam fühlen“, bestätigt Ayla.

 

Aus der Webseite von Save the Children Deutschland
https://www.savethechildren.de/news/weltfrauentag-maedchen-machen-mut/