Interkulturelle Pädagogik – Trauma, Vertreibung und Flucht (Geschlossene Gruppe)
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Solange der Tod allgegenwärtig ist, ist das Ergebnis die Flucht
Trauma, Vertreibung und Flucht – Pädagogisches Verstehen und Handeln in einem sensiblen Kontext
„Ich flüchtete, um nach vorne zu kommen. Und jetzt weiß ich nicht mehr, wo vorne und wo hinten ist.“
Titel einer Fortbildung des ZTP Hanau
Bei allen Flüchtlingsbewegungen gab und gibt es immer auch unbegleitete Kinder und Jugendliche. Nach Angaben des UNHCR ist die Hälfte aller Flüchtlinge minderjährig. Während sich der überwiegende Teil der Kinder zumindest mit Teilen der Familie auf die Flucht begibt, wächst weltweit das Phänomen, das Kinder alleine ohne Eltern oder sorgeberechtigte Personen auf der Flucht sind. Dies sind Kinder und Jugendliche, die während der Flucht von ihren Eltern unfreiwillig getrennt werden, die von ihren Eltern allein oder mit Verwandten in eine erhoffte „Sicherheit“ geschickt werden oder deren Eltern bereits verstorben sind. Viele von ihnen haben bewaffnete Konflikte, Folter, organisierte Gewalt, Mord, Vergewaltigung, Zwangsbeschneidung oder Zwangsheirat und/ oder Zwangsrekrutierung erfahren. Unter Umständen haben sie nie ein „normales“ Leben in Sicherheit mit regelmäßigem Schulbesuch und ohne wirtschaftliche Not erlebt und sind durch ihre Erlebnisse in ihrem Heimatland und auf der Flucht traumatisiert.
Traumatisierte oder lebensgeschichtlich belastete Mädchen und Jungen stellen generell besondere Herausforderungen an Erziehungseinrichtungen. Kinder und Jugendliche in der Jugendhilfe sind vermutlich die Gruppe unserer Gesellschaft, die am häufigsten extremen psychosozialen Belastungen und sequentiellen Traumatisierungen ausgesetzt sind (vergleich hierzu Marc Schmidt). Einige dieser Mädchen und Jungen sind nur schwer mit herkömmlicher pädagogischer Praxis zu erreichen. Die bisherige Aufspaltung – Bewältigung von traumatischen Ereignissen geschieht in der Therapie, die Pädagogik ist Alltagsbewältigung – wird den Mädchen und Jungen nicht gerecht. Eine Vermeidung von traumabezogenem Material ist in der Erziehungshilfe ohnehin nicht möglich, negiert die vielen Möglichkeiten der Pädagogik und verzögert eine umfassendere Korrektur von behindernden traumaspezifischen Einstellungen und Erwartungen der Mädchen und Jungen. Die interdisziplinären Erkenntnisse z.B. der Psychotraumatologie, der Neurophysiologie sowie der Bindungsforschung ermöglichen ein Erklärungswissen, aus dem heraus traumapädagogische Konzepte entwickelt werden können und konnten.
Es braucht ein Verständnis für die Anpassungsstrategien der Mädchen und Jungen sowie für die spezifischen Belastungen der Pädagoginnen und Pädagogen.
Grundlage des Seminars ist daher die Erweiterung des theoretischen und praktischen Verständnisses über Traumatisierung von Mädchen und Jungen sowie eine Analyse des Kontextes der psychozialen Arbeit mit unbegleitet minderjährig Geflüchteten. Ziel ist dabei, die vielfältigen Dimensionen und die Komplexität der Lebenswirklichkeit dieser Gruppe sowie die Herausforderung, die es bedeutet, in diesem Rahmen eine qualifizierte psychosoziale und pädagogische Betreuung zu leisten, sichtbar zu machen.
Folgend aufgeführte Themenbereiche werden im Seminar erarbeitet
- Flucht, Migration und Trauma – eine sozialpolitische Dimension
- Psychotraumatologie
- Flucht, Migration und Trauma
- Traumapädagogik
- Unbegleitet minderjährig Geflüchtete im stationären Setting
Schlagwörter
Krieg, Barbara Weyermann, David Becker, Mord, Hans Keilson, Sozialpolitische Dimension, Vergewaltigung, Ankunftsland, Traumapädagogik, Zwangsbeschneidung, Herkunftsland, Zwangsheirat, Flüchtlingsbewegung, Zwangsrekrutierung, Unbegleitet minderjährige Flüchtlinge, Kindersoldaten, Herausforderung, Kultursensibilität, UNHCR, Psychotraumatologie, David Zimmermann, alleine, traumapädagogische Haltung, Flüchtlinge, Folter, Interkulturelle Sensibilität, Sequentielle Traumatisierung